Stu­di­en: Ent­wick­lung der Ethik­un­ter­stüt­zung

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In der Schweiz wurde 1986 erst­mals pro­fes­sio­nel­le Ethik­be­ra­tung in­ner­halb In­sti­tu­tio­nen des Ge­sund­heits­we­sens an­ge­bo­ten. Seit 2002 ver­folgt und do­ku­men­tiert die SAMW hier­zu­lan­de die Ent­wick­lung der Ethik­un­ter­stüt­zung. An­fang 2020 wurde die vier­te na­tio­na­le Um­fra­ge durch­ge­führt, die den Stand der kli­ni­schen Ethik un­mit­tel­bar vor der Covid-​19-​Pandemie ab­bil­det.

Die SAMW hat in den Jah­ren 2002, 2006, 2014 und 2020 na­tio­na­le Um­fra­gen durch­ge­führt zum Be­stand von Ethik­struk­tu­ren, deren Auf­ga­ben und Funk­ti­ons­wei­sen. Be­fragt wur­den Akut­spi­tä­ler, psych­ia­tri­sche Kli­ni­ken und In­sti­tu­tio­nen der Re­ha­bi­li­ta­ti­on. Die Re­sul­ta­te er­ga­ben, dass im Jahr 2002 be­reits kli­ni­sche Ethik­kom­mis­sio­nen im Ein­satz waren, al­ler­dings noch wenig ver­brei­tet. Die Um­fra­ge 2006 zeig­te einen Aus­bau der Ethik­be­ra­tung in allen be­frag­ten In­sti­tu­ti­ons­ty­pen. 2014 ver­füg­ten ins­ge­samt 42 Pro­zent aller Kli­ni­ken über eine Ethik­struk­tur, bei den Akut­spi­tä­lern sogar knapp die Hälf­te. Die vier­te Um­fra­ge zeigt, dass mehr als die Hälf­te aller Kli­ni­ken auf eta­blier­te Struk­tu­ren der ethi­schen Un­ter­stüt­zung zu­rück­grei­fen kön­nen. Dies be­deu­tet al­ler­dings kei­nen gros­sen An­stieg ge­gen­über 2014.

 

Als wich­tigs­te Auf­ga­be der Ethik­struk­tu­ren ging aus allen vier Um­fra­gen die retro-​ und/oder pro­spek­ti­ve Be­ra­tung in Ein­zel­fäl­len her­vor. Die Er­geb­nis­se der Stu­di­en be­nen­nen die be­spro­che­nen The­men­ge­bie­te und zei­gen ihre Ver­än­de­rung über die Zeit bzw. die Ent­ste­hung neuer Auf­ga­ben­ge­bie­te. 

 

Die ak­tu­ells­te Um­fra­ge (2020) hat u. a. er­ge­ben, dass viele Ethik­struk­tu­ren im Rah­men ihrer Be­ra­tung auch das Tref­fen von Ent­schei­dun­gen als ihre Auf­ga­be sehen. Dies über­rascht in­so­fern, als dass die 2012 von der SAMW ver­öf­fent­lich­ten Emp­feh­lun­gen fest­hal­ten, dass die Ent­schei­dungs­ver­ant­wor­tung nicht in den Kom­pe­tenz­be­reich der Ethik­struk­tur fällt.

 

Zu den be­mer­kens­wer­ten Er­geb­nis­sen der vier­ten Um­fra­ge (2020) ge­hört auch, dass knapp 40% der In­sti­tu­tio­nen von den Mit­glie­dern ihrer Ethik­struk­tu­ren eine Aus- oder Wei­ter­bil­dung in Ethik ver­lan­gen, wäh­rend unter den Haupt­ver­ant­wort­li­chen über ein Drit­tel noch keine sol­che Aus- oder Wei­ter­bil­dung vor­weist. An­ge­sichts die­ser Re­sul­ta­te be­steht in der Schweiz of­fen­sicht­lich Be­darf nach pro­fes­sio­na­li­sier­ten Wei­ter­bil­dungs­mög­lich­kei­ten in kli­ni­scher Ethik.