Die medizin-ethischen Richtlinien der SAMW behandeln oft sensible Themen wie Sterben und Tod, Organtransplantation oder Zwangsmassnahmen, was zunehmend zu kritischen Stimmen führte, die im Zeitalter der sozialen Medien besonders heftig ausfallen können. Folglich hat die SAMW die Legitimität ihrer Richtlinien eingehend geprüft. Ein Rechtsgutachten, ein nationales Symposium und eine Retraite des Vorstands bestätigten und präzisierten wesentliche Punkte: Die Richtlinien der SAMW sind legitim, da sie auf einem qualitativ hochwertigen Erarbeitungsprozess und der Expertise anerkannter Fachleute basieren. Die Unabhängigkeit und die moralische Autorität der SAMW, die allein über die Themenwahl entscheidet, stärken die Legitimität zusätzlich. Und obwohl die Richtlinien keine Rechtskraft besitzen, dienen sie Gerichten oft als Entscheidungsgrundlage.
Nach acht Jahren intensiver Arbeit wurden die Ziele des Swiss Personalized Health Network (SPHN) weitgehend erreicht und die nationale Initiative erfolgreich abgeschlossen. Ab 2025 geht es im Rahmen des Data Coordination Center (DCC) in die Erhaltungsphase. Die SAMW trägt weitere vier Jahre die Verantwortung dafür, wobei das SIB Swiss Institute of Bioinformatics die technischen Aktivitäten übernimmt.
Nach dem Ausstieg des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) aus dem MD-PhD-Programm standen intensive Überlegungen und Verhandlungen zur weiteren Finanzierung an. Dank der vereinten Kraft der fünf historischen medizinischen Fakultäten der Schweiz, der EPFL und der Unterstützung mehrerer philanthropischer Stiftungen konnte die Fortsetzung des Programms sichergestellt werden. Wir danken allen Partnern an dieser Stelle herzlich dafür.
Aufbauend auf ihre Arbeiten zu verwandten Themen hatte die SAMW Unisanté (UNIL) beauftragt, die Steuerung des Schweizer Gesundheitssystems zu analysieren und mögliche Reformen zu prüfen. Basierend auf dem Bericht schlug die SAMW im Mai 2024 ein Bundesgesetz über die Gesundheit vor, das in der Verfassung verankert werden soll. Seither hat die SAMW zahlreiche Gespräche mit relevanten Akteuren geführt, um ein System zu fördern, das ergänzend zur KVG-finanzierten Versorgung stärker auf Gesundheit und Prävention fokussiert. Das neue Gesetz soll das Konzept «One Health» miteinbeziehen, die Kompetenzen von Bund und Kantonen klarer definieren und dem System eine demokratische Steuerung im Rahmen einer gemeinsamen strategischen Vision verleihen. Der Weg dorthin ist geebnet, aber die kommenden Schritte und Hürden sind zahlreich. Die SAMW wird im Rahmen ihres Auftrags, ihrer Kompetenzen und Ressourcen zur Umsetzung des Projekts weiterhin beitragen und auf Fortschritte hinarbeiten.
Schliesslich habe ich das Präsidentenamt am 1. Januar 2025 an Professor Arnaud Perrier übergeben. Mein Nachfolger erfüllt zweifellos alle Voraussetzungen, um unsere Akademie, die in der heutigen Welt mehr denn je gefordert ist, mit Elan und Entschlossenheit durch anspruchsvolle Zeiten zu führen. Dabei kann er auf die Unterstützung eines engagierten Vorstands, eines wirkungsvollen Generalsekretariats und eines aufmerksamen Senats zählen.

Henri Bounameaux,
SAMW-Präsident
