Die Covid-Krise hat Wirtschaft, Medizin und Gesellschaft in einen Ausnahmezustand versetzt. Sie hat aufgrund der technologischen Fortschritte aber auch Veränderungen in der Medizin beschleunigt. Die Telemedizin wird weiter wachsen, Heilmethoden werden zum Beispiel durch die Weiterentwicklung der mRNA-Technologie moderner. Diagnosen und Therapien werden immer personalisierter dank Omics und künstlicher Intelligenz, die je länger je mehr die Ärztinnen und Ärzte, ob Allgemeinpraktiker oder Spezialistin, unterstützen. Die SPHN-Initiative zum Austausch von Forschungsdaten trägt zu dieser positiven Entwicklung bei, genauso wie die von der SAMW geleitete Nationale Plattform CPCR, die die Arbeiten von klinisch forschenden Institutionen in unserem Land koordiniert.

In diesem sich stetig wandelnden Umfeld hat die SAMW mit Enthusiasmus und Ausdauer ihre Aktivitäten weitergeführt. Auf politischer Ebene sprach sie sich für das Verbot von Tabakwerbung, die sich an junge Menschen richtet, und gegen das Verbot von Tierversuchen und klinischen Tests aus. In beiden Abstimmungen hat das Schweizer Stimmvolk glücklicherweise mit Vernunft entschieden. Im Weiteren hat die Akademie zwei überarbeitete Richtlinien veröffentlicht, die eine zum Umgang mit Sterben und Tod und die andere zur Zusammenarbeit von medizinischen Fachpersonen mit der Industrie. Die Ziele waren, die Selbstbestimmung des Individuums zu stärken und dem Bedürfnis der Gesellschaft nach grösserer Transparenz Rechnung zu tragen.

Die Covid-Krise findet allmählich ein Ende, während andere Herausforderungen bestehen bleiben, etwa der Klimawandel. Auch das Gesundheitswesen muss sich diesem Thema stellen und Massnahmen ergreifen. Die SAMW schliesst sich diesen Bemühungen an. Sie hat das Positionspapier «Umweltbewusste Gesundheitsversorgung in der Schweiz» veröffentlicht, organisiert das «Schweizer Forum für ein nachhaltiges Gesundheitssystem» und denkt über ein nationales Gesundheitsgesetz nach. Von diesen Projekten wird sicher im Jahresbericht 2023 die Rede sein.

Die SAMW erweitert also stetig ihr Interesse für Veränderungen in Medizin und Gesellschaft, sie muss jedoch ihre Aktivitäten im Rahmen der ihr zur Verfügung gestellten Mittel realisieren, das heisst, mit der verfügbaren Zeit und Expertise. Obwohl letztere oft vorhanden ist, setzen die zeitlichen Ressourcen der Akademie doch manchmal Grenzen.

Henri Bounameaux,
SAMW-Präsident